Eine Verbindungsleitung, so lang wie der Gubristtunnel
In Zürich sind zwei mehrere Kilometer lange Fernwärmenetze verbunden. Die Stadt will mit dem Ausbau des Netzes ihre Klimaschutzziele erreichen und plant bereits weitere Schritte.
Quelle: Kevin Weber
Die wichtigsten Komponenten im Fernwärmenetz der Stadt Zürich: So sehen die neuen Verbindungsleitungen aus.
Die Stadt Zürich hat ihr Fernwärmenetz ausgebaut. Ende
Oktober wurde die neu gebaute Verbindungsleitung an der Milchbuckstrasse in
Betrieb genommen. Das städtische Stimmvolk hatte im September 2018 einem
entsprechenden Objektkredit in der Höhe von 235 Millionen Franken zugestimmt.
Nach Abschluss der vierjährigen Bauarbeiten fliesst durch
die mehrere Kilometer langen Leitungen nun Heisswasser, welches in der
Kehrichtverwertungsanlage Hagenholz produziert wird, nach Zürich-West und
versorgt dort die angeschlossenen Liegenschaften mit Wärme.
Fossile Heizungen reduzieren
Die Verbindung zwischen den Netzen im Norden und in
Zürich-West wurde nötig, weil die Kehrichtverwertungsanlage (KVA)
Josefstrasse 2021 den Betrieb eingestellt hatte. Zürich-West wird jetzt
neu mit Fernwärme aus der KVA Hagenholz im Norden der Stadt versorgt.
Stadträtin Simone Brander (SP) sieht die Verbindung als «Meilenstein für Netto-Null», welches die Stadt bis 2040 erreichen will, wie sie an der Medienkonferenz zur Inbetriebnahme der Leitung erklärte. Durch die Verbindung der Fernwärmenetze werden nun mehrere Quartiere neu erschlossen. Als Erstes kamen die Häuser der Baugenossenschaft Oberstrass ans Netz.
Quelle: Kevin Weber
Die Schnittstelle für die Quartiererschliessung: Aus diesen Abzweige-Rohren fliesst das Wasser aus den Verbindungsleitungen in die Quartiere.
Auch ERZ-Direktor Daniel Aebli sprach anlässlich der Inbetriebnahme der neuen Verbindungsleitung von einem «grossen Tag». Es sei ein komplexes Bauvorhaben gewesen. Man habe unter städtischen Siedlungsgebiet einen drei Kilometer langen Tunnel gebaut. «Das ist etwa so lang wie der Gubristtunnel», sagte Aebli.
Weiterer Ausbau ist geplant
Noch beträgt der Anteil an Öl- und Gasheizungen in der Stadt Zürich rund 80 Prozent. Diese Zahl müsse massiv reduziert werden, meinte Brander. Mit dem Ausbau der Fernwärmeversorgung könne dieser Anteil schrittweise abgebaut werden. Künftig wolle man 30 Prozent des Siedlungs-gebiets mit Wärmenetzen erschliessen. Die übrigen Gebiete sollen durch Wärmepumpen oder Bio-Gas versorgt werden. Die ERZ-Fernwärme deckt heute rund 16 Prozent des städtischen Wärmebedarfs ab. Bis 2040 soll dieser Anteil auf rund 25 Prozent ansteigen.
In diesem Zusammenhang ist im September des vergangenen Jahres ein weiterer Entscheid gefällt worden. Damals sprach sich das städtische Stimmvolk für einen weiteren Objektkredit in der Höhe von 330 Millionen Franken aus. Damit soll das bestehende Fernwärmenetz zwischen 2022 und 2040 in vier Etappen weiter ausgebaut werden. Künftig werden dadurch Teile der Quartiere Wipkingen, Oberstrass, Unterstrass, Aussersihl sowie in den Gebieten Guggach und Zürich-West / Sihlquai ans Fernwärmenetz angeschlossen.
Damit aber noch nicht genug. Ende November kommt ein weiterer Rahmenkredit in der Höhe von 573 Millionen Franken vors Volk. Sprechen sich die städtischen Stimmbürger für diesen aus, sollten bis 2040 rund 60 Prozent des städtischen Siedlungsgebietes mit sogenannten thermischen Netzen erschlossen werden. In Zürich würde somit das Ende von Öl- und Gasheizungen nahen.